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Valentinstag und Aschermittwoch




Dieses Jahr treffen der Valentinstag und der Aschermittwoch auf dasselbe Datum. Die Erinnerung an einen Valentin, der sich im 3. Jahrhundert trotz des kaiserlichen Verbots Paare zu segnen und zu verheiraten traute. Und der Aschermittwoch als Beginn der christlichen Fastenzeit, der sechswöchigen Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung.

Dass Paare sich an diesem Tag Blumen, vornehmlich rote Rosen schenken, ist öffentlich sichtbar. Was den katholischen Gottesdienst am Aschermittwoch prägt, bekommen vielleicht weniger Menschen mit, aber es ist ein beeindruckendes Ritual: Jeder oder jedem wird ein wenig (vorher geweihte) Asche auf den Kopf gestreut bzw. mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Dabei wird gesagt: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.“ Oder: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“.

Die Asche erinnert uns in harter Weise daran, dass unser Leben endlich ist, begrenzt, verletzlich, gefährdet. Aber wir brauchen auch die andere Botschaft: Lebe dein Leben bewusst, mit dem Wissen um deine Einmaligkeit. Und mit dem Bewusstsein, dass mit dir ein einmaliger, unersetzbarer Mensch auf dieser Erde ist. Ein jüdischer Rabbi soll seinen Schülern geraten haben, immer zwei Zettel bei sich zu tragen und je nach Bedarf zu lesen. Auf dem einen soll stehen: „Ich bin Staub und Asche“. Und auf dem anderen: „Um meinetwillen ist die Welt erschaffen worden.“

Obwohl sich die Sätze zu widersprechen scheinen, sind beide Sätze richtig. Sie drücken aus, was wir Menschen in Wahrheit sind: nichtig – und wichtig. Sterblich und unsterblich, gefährdet und in Gottes Hand.

Wir sind das Ergebnis von sich verbindenden Atomen und Molekülen im riesigen Universum – nur „eine Hand voll Sternenstaub“ (so der Titel des lesenswerten Buches von Lorenz Marti). Und gleichzeitig sind wir Teile jenes größeren Sinns, der die Entwicklung des 14,5 Milliarden Jahre alten Weltalls mitbestimmt: zunehmende Komplexität, dann Bewusstsein und schließlich Geist und unsere Fähigkeit zu lieben.

Die Menschen, mit denen wir zusammenleben, mit einem liebenden Blick anzuschauen, den Frieden mit ihnen zu bewahren, sich um Verständnis und Versöhnung zu bemühen – das ist der Kern des Evangeliums, an dem wir uns in der Vorbereitungszeit auf Ostern wieder neu ausrichten können. Was junge und alte Paare an Harmonie erleben, aber auch an Beziehungsarbeit leisten, gehört mit dazu. Insofern passen Valentinstag und Aschermittwoch doch zusammen. „Was bleibt, stiften die Liebenden“, so der Titel eines Buches von Jörg Zink.

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