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Opfer ehren



Am 27. Januar begehen wir Deutsche seit 1996 einen „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZs Auschwitz-Birkenau, des größten Vernichtungslagers des NS-Regimes.

In der Proklamation dieses Gedenktages hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog erklärt: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Warum empfinden manche Deutsche diese Aufforderung als Zumutung? Was macht dieses ehrende Erinnern so schwierig? Vielleicht die Annahme, man müsse sich ständig schuldbewusst an die eigene Brust schlagen. Aber es waren doch nicht wir, sondern unsere Groß- und Urgroßeltern, die diese Menschen so unmenschlich behandelten! Muss nicht endlich damit Schluss sein, bald 80 Jahre danach? Ich meine, das Erwecken von Schuldgefühlen ist hier gar nicht gefordert und auch nicht angebracht.

Es geht vielmehr darum, diesen Menschen nachträglich die Anerkennung zu geben, die ihnen damalige Deutsche verweigerten – sie, die getreten und erniedrigt wurden, gilt es zu ehren. Dadurch stellen wir ihre Würde wieder her, wir heben sie an diesem Tag auf ein ehrendes Podest, das sie durch ihr Leiden verdient haben. Vom Sockel gestürzt werden damit implizit die damaligen Täter und ihre inhumane rassistische Ideologie. Eine notwendige Umkehr der Denkweisen, die heilsam ist, wenn auch heute immer noch nicht leicht.


Das obige Foto zeigt das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin-Mitte. Es besteht aus 2711 Betonstelen. Unter dem Mahnmal liegt ein Informationszentrum, das in Themenräumen die Verbrechen der Nazizeit dokumentiert.


 

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