Engel sind in den Überlieferungen des Judentums, des Christentums und des Islam Überbringer von Botschaften Gottes. Gabriel war für Mohammed ein solcher Bote, der ihn den Koran aufschreiben ließ. Neben ihm und Rafael – dessen Name heißt: Gott heilt – ist Michael einer der drei „Erzengel“. Ihr gemeinsamer Gedenktag ist der 29. September.
Michael ist in besonderer Weise mit Deutschland verbunden. Schon in der Schlacht gegen die ungarischen Reiterheere auf dem Lechfeld vor Augsburg im Jahre 955 rief Bischof Ulrich – der im übrigens zu Pferde mitkämpfte – den Erzengel Michael an. Der Staufer-Kaiser Friedrich II. (1194 – 1250) weihte sein Reich, das damals von Sizilien bis Dänemark ging, dem heiligen Michael, der auf dem Mont’Angelo, dem heiligen Berg Apuliens, besonders verehrt wurde. In der Figur des deutschen Michel ist das noch erhalten – freilich ist aus dem goldenen Helm des kämpfenden Erzengels die Zipfelmütze des deutschen Kleinbürgers geworden.
In der von Jesuiten getragenen Gegenreformation des 16. und 17 Jahrhunderts vermehrte sich die Zahl der Kirchen, die dem heiligen Michael geweiht wurden, wohl um an die richtige Konfessions-Entscheidung zu erinnern – die freilich durch den Landesherrn vorentschieden war (cujus regio eius religio).
Michael kann im Hebräischen bedeuten: „Wer ist wie Gott?“ Und mit dieser Frage führt die Figur des Michael in Entscheidungssituationen auf eine ganz wichtige Frage zurück: mit oder ohne Gott, für oder gegen ihn. Natürlich geht es bei unseren heutigen politischen Entscheidungen nicht direkt um religiöse Fragen, aber doch um wichtige: Welche Partei will ich durch mein Kreuzchen mit der demokratischen Mitgestaltung beauftragen? Wird sie das Gemeinwohl fördern, die Menschen-rechte achten? Es geht um das Wohl aller in Deutschland Lebenden – also eine Frage, die tiefer reicht als oberflächliche Nationalgefühle. Dieses Anliegen teilen hoffentlich weiterhin viele. Warum an diesen Wunsch nicht am Michaelstag erinnern?
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