Am 6. August feiern die christlichen Kirchen – vor allem die orthodoxen – das Fest der „Verklärung“, besser der „Verwandlung“ Jesu[1]. Nach den übereinstimmenden Berichten von Matthäus, Markus und Lukas nimmt Jesus drei seiner Jünger (Petrus, Jakobus und Johannes) mit auf einen „hohen Berg“, der Tradition nach, auf den Berg Tabor. Dort haben die drei Jünger ein inneres Glaubenserlebnis, das sie Jesus in einem strahlenden, überirdischen Licht sehen lässt.
Während die Bibel bei Gotteserfahrungen von Furcht und Zittern berichtet, ist hier von fröhlicher Vertrautheit mit dem verklärten Jesus die Rede. Petrus möchte diesem Augenblick Dauer verleihen und bietet an, drei Hütten zu bauen: je eine für Jesus und seine Gesprächspartner Moses und Elias. Während Gott auf dem Sinai stets in der Wolke verborgen erscheint, können die Jünger auf dem Tabor ihren Herrn in der Glorie des himmlischen Lichtes anschauen. Gott ist nicht mehr der Verborgene, sondern tritt jetzt vor menschliche Augen. Die Zeit steht still, und Himmel und Erde berühren sich. Für einen Augenblick wird sichtbar, dass die menschliche Natur in die Gegenwart Gottes aufgenommen ist.
In dem Verklärungsgeschehen leuchtet punktuell auf, was die Bestimmung unsrer menschlichen Existenz ist. Christus ist in die Welt gekommen, um die aus dem Paradies verbannte, von Gott entfremdete Menschheit wieder in seine Gegenwart zurückzuholen. Die Verklärung des Menschen, diese Umformung unsrer Natur in die vergöttlichte Existenz ist mit dem griechischen Wort „metamorphosis“ gemeint. Sie ist nicht das Resultat eines Denkvorgangs, sondern hat existentiellen Charakter. Jede Gottesbeziehung eines Menschen verlangt nach Vertiefung, wie eine Liebesbeziehung. Vertiefung aber ergibt sich nicht von selbst. Wer liebt ist bereit, sich verändern zu lassen.
[1] Vgl. den Aufsatz des Priesters Johannes R. Nothhaas von der Orthodoxen Gemeinde des Hl. Christophorus, Mainz, den ich hier in Ausschnitten übernehme: https://orthpedia.de/index.php/Datei:Metamorphosis.doc
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