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Dreiköniginnen



Sie kennen sicher den Brauch, an Haustüren zum Neuen Jahr folgende Zahlen- und Buchstabenfolge zu schreiben: 20+C+M+B+23. Was steckt hinter dieser Abkürzung? Wir kennen drei Varianten. Sie besitzen alle ihren Charme. Auf jeden Fall stellen sie Impulse zum Vertrauen in das Leben und Gottes Gegenwart dar, die wir auch für das Neue Jahr wieder brauchen.


Die erste Version ist die Abkürzung eines lateinischen Satzes: Christus Mansionem Benedicat – Christus segne das (dieses) Haus. Im Namen Jesu Christi beginnen wir ein Neues „Jahr des Herrn“, das 2023. seit seiner Geburt. Mit seiner Gegenwart will er uns auch dieses Jahr segnen – vor allem dort, wo wir wohnen, zusammenleben. Der letzte Vers des Matthäus-Evangeliums lautet: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 20b)


Die zweite Variante ist die Abkürzung von drei Namen: Caspar, Melchior und Balthasar. So hat die Stadt Köln die Weisen oder Sternkundigen benannt, die nach dem Matthäus-Evangelium (2, 1-16) von weither zur Krippe in Bethlehem fanden. Die Stadt Köln hatte ihre angeblichen Reliquien im 13. Jahrhundert von Mailand erworben. Dass es drei Astrologen (was nicht im Evangelientext steht) waren, nahm man – wie schon der Kirchenvater Origenes – in Parallele zu ihren drei symbolischen Gaben an: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Dass es Könige waren, ist ebenso eine mittelalterliche Annahme – das Wort Magoi/Magier im Matthäusevangelium meinte wahrscheinlich persische Priesterkönige.

Dass sie drei Lebensalter repräsentieren, ist ebenfalls eine Ausschmückung, freilich eine symbolträchtige. Ebenso die Hautfarbe, welche auf die drei damals bekannten Kontinente (Europa, Asien, Afrika) verweist. Alle Menschen, jeden Alters sollten das neugeborene Kind als Retter verehren. Ihre Namen sind auf jeden Fall Phantasienamen. Die Sternsinger, die heute aus den Reihen der Ministranten genommen, bei denen vorbeikommen, die sie bestellt haben, sind auffallend viele Mädchen (sie trauen sich wohl eher zu singen als die Buben).


Unsere dritte, weniger bekannte Variante führt uns religionsgeschichtlich noch weiter zurück, nämlich in die vorchristliche Zeit und bringt Frauen deutlich ins Spiel. Denn die keltische Religion kannte drei Göttinnen, „Bethen“ genannt, welche für den Kreislauf der Natur und des Lebens zuständig waren: Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Sie sicherten das Geborenwerden aus der fruchtbaren Erde (Ambeth), das Reifen unter der Sonne (Wilbeth) und das behütete Sterben (Borbeth). Das obige Bild stammt aus der Dorfkirche Klerant in Südtirol.

Im Zuge der Inkulturierung suchte das Christentum nach heiligen Frauen, die sich als Ersatz für die Bethen eigneten. Man fand sie in den frühchristlichen Märtyrerinnen: Catharina von Alexandrien, Margareta von Antiochien und Barbara. Ambeth wird zu Margareta und mit dem Erdwurm dargestellt, weil sie der Legende nach von einem (kleinen) Teufel zum Glaubensabfall versucht wurde. Wilbeth (darin steckt das englische wheel, das Sonnenrad) wird zu Catharina von Alexandrien, die mit einem Rad gefoltert und schließlich mit dem Schwert enthauptet wurde. Und Borbeth wird zu Barbara – mit dem Turm, in den sie ihr kontrollbesessener Vater gesperrt hatte, als er auf Reisen ging, oder mit dem Kommunionkelch, den sie vor ihrem Sterben gereicht bekam.

Es sind die drei Frauen in der Reihe der vierzehn Nothelfer. Auch wenn da die Männer in der Mehrzahl sind, so erweisen sich doch oft eher die Frauen als Helferinnen in den Nöten des Alltags. Und das nicht nur in früheren Zeiten, als man sich ihre Namen und Attribute mit folgendem Reim merkte: „Barbara mit dem Turm – Margarete mit dem Wurm – Catharina mit dem Radl – das sind die drei heiligen Madl.“


Ausschnitt aus dem 14-Nothelfer-Altar in der Kirche von Regensberg/Oberfranken. Der Altar ist als Lebensbaum gestaltet: die drei Madln sitzen auf dem obersten Ast, unterhalb von Gott Vater, darunter das Christuskind (Foto: Johanna Hofmann-Mörwald).


Ganz gleich, welcher Formel Sie für Ihren Haussegen folgen, wir wünschen Ihnen ein gutes neues Jahr.

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