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Rosen

Im Herbst sehen wir in Gärten und Parks die letzten Rosen. Ihre Schönheit berührt unser Herz, ihre Vergänglichkeit stimmt uns wehmütig. (Wiltrud Huml)


Daß jede Rose Dornen hat

scheint mir kein Grund zu klagen

solange uns die Dornen nur

auch weiter Rosen tragen


Mascha Kaleko



Ruben arbeitet in den Semesterferien in einem Blumengeschäft. Er hat eigentlich mit Blumen nicht viel am Hut, aber er hatte nichts anderes gefunden. Aber die Kunden, die sind sehr interessant. Mit ihnen hat er gern zu tun. An jedem Samstag kommt eine junge Frau in den Laden, spaziert durch das Geschäft und bleibt immer bei den Rosen stehen. Liebevoll sucht sie sich jedes Mal eine Rose aus. Dafür lässt sie sich viel Zeit. In den Farben ist sie nicht festgelegt. Mal eine rote, dann wieder rosa, zwischendurch darf sie weiß sein oder viele Farben in sich tragen. Aber die junge Frau kommt immer nur samstags und kauft immer nur eine Rose. Das geht die ganzen Wochen so. Und Ruben wundert sich darüber. Seine Verwunderung wird so stark, dass der Mut daraus erwächst, die junge Frau zu fragen: „Warum nur eine, warum immer nur samstags?“

Und Ruth – so heißt die junge Frau – gibt ihm zur Antwort: „An einem Samstag wurde ich geboren. Und an jedem Samstag schenke ich mir selbst eine Rose, damit sie mich eine Woche daran erinnert, dass ich mich liebe – mit Blüten und Dornen.“[1]

[1] In: GLAUBEN leben, Zeitschrift für Spiritualität im Alltag, Ausgabe Sept/Okt 2012, Heft 5. Dort wird die Geschichte von Norbert Possmann im Baustein Gottesdienst erzählt.


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