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Hoffnung



Heribert Prantl überschrieb kürzlich eine seiner Kolumnen[1] mit „Pflicht zur Hoffnung“. Hier ein längeres Zitat daraus: „Die Welt ist so unsicher wie schon lange nicht mehr … Man kann den Kopf hängen lassen und resignieren. Man kann aber auch mutig sein und hoffen. …

Wir leben in einer Mischung aus Müdigkeit, Gereiztheit und Angst. Es gibt, wen wundert es, eine Lust am katastrophischen Denken; sie ist gefährlich, weil sie die Hoffnung zerstört, die nötig ist, um die Krise, die Krisen zu bewältigen. Wir brauchen kreative Kraft, um die Klimakrise zu überleben. Wir brauchen sie, um den Menschen in der Ukraine und in Afghanistan zu helfen. Wir brauchen diese Kraft, um Frieden zu finden in einer Welt des Unfriedens.

Hoffnung fängt schlicht mit dem eigenen Tun an. Václav Havel hat einmal gesagt: ‚Je ungünstiger die Situation ist, in der wir unsere Hoffnung bewähren, desto tiefer ist diese Hoffnung. Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht. Sondern Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.‘“

Mich hat diese Aktualisierung der Tugend Hoffnung sehr angesprochen – nicht nur, weil sie, neben Glaube und Liebe, von Gott ermöglicht ist. Ich holte daraufhin die Lizentiatsarbeit „Gedanken zur Philosophie der Hoffnung“ hervor, die ich 1967 zusammen mit meinem Mitbruder Jörg Dantscher in Pullach verfasst habe. Gemeinsam haben wir – neben unserem Lehrer Johannes B. Lotz – Josef Pieper gelesen; Jörg hat sich dann schwerpunktmäßig mit Ernst Bloch „Prinzip Hoffnung“ (1959) und ich mit dem Zukunftsentwurf Teilhard de Chardins befasst.

Und in der Tat fand ich Stellen, welche mit der obigen Aktualisierung von Heribert Prantl übereinstimmen: „Mut aber geht gerade – und darum begleitet er die Hoffnung – auf Zukunft: Der Mensch ist nicht mutig für das Heute, sondern damit das Morgen besser sei. Dazu nützt nicht die Träumerei, die nur in sich bleibt. ‚Die mutige (Art) handelt, ihre Kraft geht nach außen .. wenn der Mutige nicht bloß um sich schlägt, hat auch er seinen Traum. Er setzt Wünsche und Ziele, die vorerst nur in seinem Kopf sind, nach außen um.‘“[2]

Und ein weiteres Zitat aus unserer Arbeit, das mit Václav Havel übereinstimmt: „Sinnvolles ist also immer ein für jemand Sinnvolles. … Der Sinn wird dabei dann nicht mehr nur am Erhofften bemessen werden können, sondern vor allem auch am Hoffenden. Der hoffende Mensch muß in irgendeiner Weise … schon einen Vorentwurf dessen haben, was für ihn Sinn, letztlich sein Sinn ist.“[3]

Und in unserer „Schlußbemerkung“ formulierten wir: „All das erfährt der Mensch nicht nur an und in sich allein, sondern als ein Geschehen in Gemeinschaft: Hoffnung ist nur in Bezogenheit auf andere möglich und sucht sich in Gemeinsamkeit auszudrücken. Wenn sie erst einmal in einigen wenigen Wurzel gefaßt hat, so breitet sich die Hoffnung aus. Und wenn sie ganz echt ist und die eigentlichen Wünsche im Menschen anspricht, so wird sie sich immer mehr fortpflanzen und schließlich nicht mehr aufzuhalten sein. Sie wird sich in einer ‚Kettenreaktion‘ verstärken und konvergieren, sie immer gewaltiges alles ergreifen und sich in einem umfassenden ‚kosmischen Sog‘ vorwärtstreiben.“[4]

Ganz schön hoffnungsvoll, was wir da vor 55 Jahren hinschrieben. Bloße Utopie? Damit es heute zu einer Kettenreaktion, zu einem Sog kommen kann, muss jede und jeder damit anfangen oder besser nicht damit aufhören: zu hoffen.

[1]SZ 01.10.2022, Meinung http://sz.de/1.5666805 [2] Jörg Dantscher/Rüdiger Funiok: Gedanken zur Philosophie der Hoffnung. Unveröffentlichte Lizentiatsarbeit. Pullach: Berchmanskolleg April 1967, S. 25. Hier zitieren wir Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt a. M. 1959, S. 1214 f. [3] A.a.O., S. 32. [4] A.a.O., S. 158.

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