
Alfred Delp wurde 1907 in Mannheim geboren. Nach seinem Abitur 1926 in Dieburg trat er in den Jesuitenorden ein. Von 1928 bis 1931 studierte er Philosophie in Pullach bei München – an der Hochschule (für Philosophie), die in diesem Jahr ihr 100jähriges Bestehen feiert. 1934 kam er zum Theologiestudium nach Holland, 1936 nach Frankfurt am Main. 1937 wurde er in München zum Priester geweiht.
Schon während dieser Zeit war Delp über die geforderten Abschlussarbeiten hinaus schriftstellerisch tätig. Er plante ein großes geschichts- und staatsphilosophisches Werk „Der Aufbau. Die Existenzmächte des deutschen Menschen“. In ihm sollte – in Abhebung zur deutsch-nationalen Ideologie – der Transzendenzbezug und die entsprechende Verantwortung sowohl des Einzelnen wie jedes Volkes herausgestellt werden.
Delp spürte freilich, dass er seine staatsphilosophischen und soziologischen Kenntnisse in einem regulären Promotionsstudium vertiefen müsste; deshalb wollte er sich an der Universität München immatrikulieren; sein Antrag wurde jedoch – mit Hinweis auf seine Zugehörigkeit zum Jesuitenorden – abgelehnt. Dafür wurde er Mitarbeiter der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“. Sie erschien nur bis 1941, dann wurde das Haus in der Veterinärstraße 5 von der Gestapo besetzt und das Erscheinen der Zeitschrift unmöglich gemacht.
Ab Juni 1941 wurde Delp Seelsorger an der kleinen St. Georgs-Kirche in München-Bogenhausen. Und er hielt in vielen deutschen Städten Vorträge, war mit vielen Menschen in Kontakt und arbeitete weiter an seinen Manuskripten. Von 1942 war er – im Auftrag seines Provinzials Augustin Rösch – Mitglied des Kreisauer Kreises um Graf Moltke. Er sollte dort mit seiner sozialethischen und gesellschaftspolitischen Kompetenz die Positionen der katholischen Soziallehre einbringen. Dieser Kreis war bewusst nicht an den Vorbereitungen des Attentats von Graf Stauffenberg beteiligt. Es ging dem Moltkekreis einzig darum, ein Modell für eine neue Gesellschaftsordnung nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus zu entwickeln.
Nach dem Scheitern des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 kam dieser Kreis jedoch auch ins Visier der Gestapo. Delp wurde am 28. Juli 1944 nach der Frühmesse in St. Georg verhaftet, wurde nach einer Woche ins Gestapogefängnis Berlin-Moabit überstellt. Dort wurde er Mitte August verschärft verhört und dabei verprügelt. Man machte ihm das Angebot „Freilassung gegen Ordensaustritt“; Delp schlug es aus.
Ende September verlegte man ihn (mit den anderen aus dem Moltkekreis) in das „normale“ Gefängnis Berlin-Tegel. Jetzt waren Kontakte zu ihm leichter. Delp konnte am 8. Dezember 1944 sogar im Besucherraum des Gefängnisses vor einem Mitbruder seine letzten Gelübde unterschreiben, mit denen er endgültig in den Orden aufgenommen wurde. Am 9. und 10. Januar 1945 fanden dann die Verhandlungen vor dem Volksgerichtshof statt; am 11. Januar wurde er, zusammen mit Graf Moltke zum Tod durch Strang verurteilt. Das Gericht hatte zwar den Vorwurf der Mitwisserschaft am Attentat des 20. Juli fallen gelassen, doch sein Engagement im Kreisauer Kreis, sein Wirken als Jesuitenpater und seine christlich-soziale Weltanschauung genügten, um über ihn „zum Schutz des Reiches“ das Todesurteil zu sprechen. Am 2. Februar 1945 wurde es in Berlin-Plötzensee vollstreckt.
Delp war nicht der einzige Jesuit, der zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Aber nur von ihm haben wir über die gesamte Zeit seiner Gefängnishaft fast tägliche Aufzeichnungen. Kassiber sind Zettel, Briefe, Nachrichten, die im Geheimen aus einem Gefängnis herausgeschmuggelt wurden. 104 solcher Kassiber legte er von Ende Oktober 1944 und Ende Januar 1945 als Bestellzettel seiner Wäsche bei, die von befreundeten Frauen abgeholt und wieder zurückbracht wurde. Hier konnte Delp nicht weit ausholen oder systematisch argumentieren wie in seinen Stimmen-Artikeln oder Buchprojekten der Jahre zuvor. Umso kostbarer sind die knappen Passagen, in denen seine inneren Kämpfe zum Ausdruck kommen, aber auch seine Alltagsmystik aufscheint.
„Beten und glauben. Danke, Dp.“ stand auf seinem allerletzten Kassiber. Auch andere kurze Worte sind ein Vermächtnis an uns, wie:
„Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.“
Und auch als Kanon bekannt: „Gottes Kraft geht alle Wege mit, alle Wege geht Gott mit.“
Eine Brücke zum Lichtmesstag (2. Februar) schlägt das Zitat: „Wenn durch einen Menschen mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gehabt.“
Bücher, DVDs und CDs über Alfred Delp sowie über Jesuiten und Nationalsozialismus finden sich unter www.inigomedien.de
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