Der christliche Jahreskalender beginnt mit dem 1. Adventssonntag. Er eröffnet eine Zeit des Wartens – dieses Jahr sind es ganze vier Wochen bis Weihnachten. Im Alltag warten wir nicht gern, wie sind ungeduldig, bis wir endlich dran sind an der Kasse, bis die S-Bahn endlich kommt, die Ampel auf Grün springt.
Das Warten, zu dem uns die Adventszeit anhält, ist ein beharrliches Warten, ein bewusstes Bleiben in dieser inneren Haltung, bei unserer großen Sehnsucht. Was diese Sehnsucht alles umfassen kann, beschreibt ein Gedicht von Anton Rotzetter:
Ich sehne mich
Gott
Ich sehne mich
Dass jeder Kreis sich rundet
und jeder Halt gewährt
Dass alle Knospen springen
und jeder Keim begossen
Dass jeder Boden trägt
und jeder Stein gehütet
Dass alle Worte leben
und jeder Sinn erkannt
Dass jedes Herz sich weitet
und jeder Durst gestillt
Dass Zärtlichkeit sich findet
und Innigkeit erlebt
Dass alle Lahmen tanzen
und jeder Tod vernichtet
Dass jede Tür sich öffnet
und jeder Weg gesehn
Dass jeder Krampf sich löst
und jeder Streit getötet
Dass alle Mauern fallen
und jede Kluft gefüllt
Dass alle Waffen schweigen
und jedes Recht erreicht
Dass alle Himmel triefen
und jede Gnad gewährt
Dass jede Nacht sich lichtet
und der Advent erfüllt
Dass Du Dich endlich zeigest
und jeder Mensch befreit
Gott
ich sehne mich nach Dir
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