
Am 21. Januar 1975 starb Mascha Kaléko in Zürich. Als Tochter eines russischen Vaters und einer österreichen Mutter kam sie in Galizien 1907 zur Welt. Ihre erste Auswanderung als Siebenjährige führte sie schließlich nach Berlin. Sie gehörte dort zu einem Kreis von Literaten, Schauspielern und Malern. Als Jüdin emigrierte sie 1938 nach New York, wo sie viele Jahre lebte. Ihrem Mann zuliebe übersiedelte sie 1959 nach Jerusalem. Im Herbst 1974 besuchte sie Berlin und hielt ihren letzten Vortragsabend.
Kurzer Dialog
Du und ich, lieber Gott,
Wir beide wissen es,
Daß deine Welt noch lange nicht
Fertig war, als der siebente Tag
Anbrach.
Du hattest dich dazumal
Darauf verlassen,
Daß deine Geschöpfe
Gehilfen dir würden.
O weh.
Leiden läutert uns nicht,
Und durch Schaden wird man nicht klug.
Nur gerissen.
Herr, du gabst uns die Welt, wie sie ist.
Gib uns doch bitte dazu
Das seinerzeit leider
Nicht mitgelieferte
Weltgewissen!
(In meinen Träumen läutet es Sturm. Gedichte und Epigramme aus dem Nachlaß. hrsg. und eingel. von Gisela Zoch- Westphal, dtv-Verlag 1977, S. 111)
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