Fließendes Morgenlicht, 2024, von Maria E. Wagner, Vaterstetten
Im Sprachenwunder des Pfingstfestes (Apostelgeschichte 2) ermöglichte Gottes Geist das gegenseitige Verstehen über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. Er begleitete aber auch die Bildung von Gemeinden und der Ämter in ihnen. Dabei brachte er die Gemeinschaft dazu, die Begabungen von Einzelnen zu erkennen, sie zu fördern und auf das Wohl aller auszurichten. Mit einem aufmerksamen und wohlwollenden Blick entdeckt man den besonderen Charme jeder Person und ihren möglichen Beitrag für die Gemeinschaft. Ihre Stärken sind dann „Charismen“, von Gott geschenkte Gaben. Auch wenn es Stärken nie ohne Schwächen gibt.
Wie kam die Bibel dazu, Begabungen oder Kompetenzen auf Gottes Geist zurückzuführen? Das hebräische Wort ruáh, grammatikalisch weiblich, meint den Atem Gottes – übrigens auch den intensiven Atem einer gebärenden Frau. Gott hat ihn den ersten Menschen eingehaucht und ihnen damit Leben geschenkt. In der Wortwahl unterscheidet die hebräische Bibel nicht zwischen der Einhauchung des physischen Lebens und der des Geistes. Beides kommt letztlich von Gott. Er ist der Geber alles Guten, der Kräfte unseres Leibes, aber auch unserer geistigen Ausrichtungen, unserer Grundüberzeugungen, unserer Träume und Hoffnungen. Es ist unsere Aufgabe, sie wertzuschätzen und weiterzuentwickeln. Und dabei offen zu sein, zu welchen neuen Möglichkeiten wir geführt werden.
Das griechische Wort für Geist, pneuma, ist grammatikalisch sächlich, das lateinische spíritus wieder männlich, wie unser deutsches Wort Geist. Der Schöpfer-Gott, der Mann Jesus, der Heilige Geist – warum alles männlich? Der unsichtbare und verborgene Gott hat kein Geschlecht. Dennoch müssen wir ihn auch wie eine Person benennen. Sprache prägt unweigerlich das Denken, lenkt Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Ist es da nicht angemessen, auch das weibliche Geschlecht zu wählen und von „göttlicher Geistkraft“ zu sprechen?
Durch Dich, Heilige Geistkraft
kann alles neu werden.
Gib uns neue Gedanken
und lass uns das Undenkbare denken.
Gib uns neue Gefühle
und lass uns das Unbegreifbare fühlen.
Gib uns neue Taten
und lass uns das Unmögliche tun.
Gib uns ein neues Herz
und lass uns dem Unfassbaren Raum geben.
Mach alles neu
und lass uns Deine neue Welt sein,
hier auf Erden.
(nach Anton Rotzetter)
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