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Liebe und Mitgefühl



„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lukas-Evangelium 2, 11)

Die Welt braucht in der Tat Rettung, sie braucht einen Wandel des Denkens, wie wir miteinander, aber auch wie wir mit der Natur umgehen. Und wie wir uns selbst verstehen, als Einzelne und als Menschheitsfamilie. Die Pandemie zeigte uns ja, wie wir miteinander verbunden sind – durch einen Krankheitserreger. Sollten wir uns nicht verändern lassen durch eine geistige Ansteckung? Geht es nicht darum, unser Denken zu entgiften durch ein neues Denken? Durch eine Transformation, die nicht nur technische Probleme, sondern auch unsere geistigen Nöte angeht?

Der Zenbuddhismus hat als zentrales Anliegen, uns Menschen von Leid zu befreien, indem er hilft, falsche Lebenseinstellungen zu erkennen und zu überwinden. Er spricht von drei Geistesgiften oder Geistesverschmutzungen, die nach seiner Lehre die Wurzeln alles Unheils sind.

Als erstes ist da die Gier: damit ist das Ansammeln von Besitz gemeint, aber auch das Karrierestreben. Man will besser sein als die anderen oder anders sein, als man wirklich ist. Unsere Gier richtet sich auf die Natur: wir nehmen von ihr ohne Nachhaltigkeit, wir beuten sie aus. Und wir sind gierig und unmäßig in unserem Essverhalten, unserem Konsum und wir vermüllen die Meere mit unserer Plastik.

Das zweite Gift ist der Hass: Ist es nicht erschreckend, wie viel Hass-Mails Politiker bekommen, wieviel Aggression Menschen erfahren, nur weil sie woanders herkommen, einen anderen Glauben haben, eine andere sexuelle Orientierung. Auch im trauten Familienkreis, wie er sich zu Weihnachten bildet, gibt es unter uns Vorstufen des Hasses: Vorbehalte und Ablehnung.

Und das dritte Gift ist die Verblendung oder Unwissenheit: die Unfähigkeit, Fakten anzuerkennen, die Wahrheit zu suchen anstatt zu wissen, dass man sie schon immer hat. Nichts Neues lernen zu wollen, unbelehrbar zu sein.

Und was sieht der Zenbuddhismus als Gegengift an? In jedem Fall Liebe und Mitgefühl. Geduld im Reden mit den Unbelehrbaren – wer hat das nicht mit den Coronagegnern in der eigenen Verwandtschaft oder Nachbarschaft versucht?


Liebe und Mitgefühl – ist das nicht die Kernbotschaft Jesu, seiner Gleichnisse und seines konkreten Verhaltens – bis zu seinem bitteren Ende am Kreuz? Die Weihnachtslieder erzählen von seiner Geburt. Wir übersehen leicht, dass dabei von einem Neuanfang die Rede ist, von der Errettung aus einem vergifteten Denken. Und es gibt Parallelen: Wie Maria und Joseph von den „felsenharten Bethlemiten“ abgewiesen wurden, so macht das unsere Frontex-Polizei an den Grenzen Europas, nur viel perfekter und verschwiegener.

Und wieder wird es Weihnachten – wieder werden wir daran erinnert, unser Fehlverhalten zu korrigieren: in kleinen Schritten, aber ohne aufzuhören, mit einem neuen Denken, das Gott zärtlich anstoßen will in unseren Herzen. Lassen wir es zu, dann wird es Weihnachten für uns!

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