Frühling ist da

Seit Wochen freue ich mich über die Beweise, dass der Frühling da ist. Jeden Tag geht die Sonne früher auf und etwas später unter. Ich halte Ausschau nach den Frühlingsblumen: nach Schneeglöckchen, Winterlingen, Krokussen, Veilchen. Und da ist jeden Morgen das Konzert der Vögel. Schon eine ganze Stunde vor Sonnenaufgang. Auch wenn ich dann nochmals einschlafe, höre ich ihnen doch gerne eine Zeit lang zu.

Warum singen sie? Ich stelle mir gerne vor, dass sie sich für das Füttern in den Wintermonaten bedanken. Aber ich kenne die Auskünfte der Biologie. Von Hormonen getrieben, grenzen die Vogelmännchen mit ihrem Gesang ihr Revier ab und versuchen Weibchen anzulocken. Und im Sommer werden sie damit aufhören, weil der Hauptzweck ihres Gesangs nach Nestbau und Aufzucht des Nachwuchses dann erfüllt ist.

Aber Singen hat nie nur nützliche Zwecke, es ist immer Ausdruck von Lebenslust, von Mitteilungsfreude an andere. Nicht nur bei ihren Artgenossen kommen diese Botschaften an. Seit jeher hat ihr Gesang uns Menschen zu Hoffnung, Zuversicht und Freude inspiriert. Das hat sich in Gedichten und Kompositionen ausgedrückt. Hier der Text eines bekannten Kinderliedes "Frühlings Ankunft" und die Komposition "Il Gardellino" von Vivaldi:

Alle Vögel sind schon da,

alle Vögel, alle!

Welch ein Singen, Musiziern,

Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern!

Frühling will nun einmarschiern,

kommt mit Sang und Schalle.

Wie sie alle lustig sind,

flink und froh sich regen!

Amsel, Drossel, Fink und Star

und die ganze Vogelschar

wünschen dir ein frohes Jahr,

lauter Heil und Segen.

Was sie uns verkünden nun

nehmen wir zu Herzen:

Wir auch wollen lustig sein,

lustig wie die Vögelein,

Hier und dort, Feld aus, Feld ein,

Singen, springen, scherzen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1835)

Im Konzert „Il Gardellino“ von Antonio Vivaldi (op. 10, No.3) imitiert die Flöte den Gesang der Vögel:

https://youtu.be/jZgiWZzI3DE?si=CdLnB3dCy5SMnetZ